Das Präteritum, auch als einfache Vergangenheitsform bekannt, ist eine der zwei Hauptvergangenheitsformen in der deutschen Sprache. Es wird verwendet, um Handlungen oder Zustände in der Vergangenheit zu beschreiben. Für viele Deutschlernende kann das Präteritum eine Herausforderung darstellen, da es in der gesprochenen Sprache weniger häufig verwendet wird als das Perfekt. Dennoch ist es wichtig, das Präteritum zu beherrschen, besonders wenn man schriftlich auf Deutsch kommunizieren möchte.
Das Präteritum wird häufig in der schriftlichen Sprache verwendet, insbesondere in literarischen Texten, Berichten und Nachrichten. Es ist auch in der gesprochenen Sprache in Norddeutschland häufiger anzutreffen. In Süddeutschland, Österreich und der Schweiz bevorzugt man hingegen meist das Perfekt.
Bildung des Präteritums
Die Bildung des Präteritums hängt davon ab, ob es sich um ein schwaches, starkes oder ein unregelmäßiges Verb handelt. Hier sind die grundlegenden Regeln:
Schwache Verben
Schwache Verben, auch als regelmäßige Verben bekannt, bilden das Präteritum durch Anhängen von „-te“, „-test“, „-ten“, „-tet“ an den Verbstamm. Hier sind einige Beispiele:
– machen (ich machte, du machtest, er/sie/es machte, wir machten, ihr machtet, sie/Sie machten)
– arbeiten (ich arbeitete, du arbeitetest, er/sie/es arbeitete, wir arbeiteten, ihr arbeitetet, sie/Sie arbeiteten)
– spielen (ich spielte, du spieltest, er/sie/es spielte, wir spielten, ihr spieltet, sie/Sie spielten)
Starke Verben
Starke Verben, auch als unregelmäßige Verben bekannt, ändern im Präteritum ihren Stammvokal. Es gibt keine einheitliche Regel für die Bildung des Präteritums starker Verben, daher ist es wichtig, die Formen zu lernen. Hier sind einige Beispiele:
– sehen (ich sah, du sahst, er/sie/es sah, wir sahen, ihr saht, sie/Sie sahen)
– gehen (ich ging, du gingst, er/sie/es ging, wir gingen, ihr gingt, sie/Sie gingen)
– kommen (ich kam, du kamst, er/sie/es kam, wir kamen, ihr kamt, sie/Sie kamen)
Unregelmäßige Verben
Einige Verben sind unregelmäßig und folgen keiner der oben genannten Regeln. Diese Verben müssen individuell gelernt werden. Beispiele hierfür sind:
– sein (ich war, du warst, er/sie/es war, wir waren, ihr wart, sie/Sie waren)
– haben (ich hatte, du hattest, er/sie/es hatte, wir hatten, ihr hattet, sie/Sie hatten)
– werden (ich wurde, du wurdest, er/sie/es wurde, wir wurden, ihr wurdet, sie/Sie wurden)
Verwendung des Präteritums
Wie bereits erwähnt, wird das Präteritum hauptsächlich in der schriftlichen Sprache verwendet. Hier sind einige typische Kontexte, in denen das Präteritum verwendet wird:
Erzählungen und Geschichten
In literarischen Texten, wie Romanen und Kurzgeschichten, wird das Präteritum verwendet, um die Handlung zu beschreiben. Es hilft, die Ereignisse in der Vergangenheit lebendig und anschaulich darzustellen.
Beispiel:
“Es war einmal ein kleines Mädchen, das in einem Dorf am Rande des Waldes lebte. Eines Tages beschloss sie, ihre Großmutter zu besuchen, die jenseits des Waldes wohnte.”
Berichte und Nachrichten
In Zeitungen, Berichten und Nachrichten wird das Präteritum verwendet, um über vergangene Ereignisse zu berichten. Es verleiht dem Text eine formelle und sachliche Note.
Beispiel:
“Gestern ereignete sich ein schwerer Verkehrsunfall auf der Autobahn. Ein Lastwagen kollidierte mit einem PKW, wobei zwei Personen schwer verletzt wurden.”
Historische Ereignisse
Das Präteritum ist die bevorzugte Zeitform, wenn man über historische Ereignisse spricht oder schreibt. Es hilft, die Distanz zur Gegenwart deutlich zu machen.
Beispiel:
“Im Jahr 1989 fiel die Berliner Mauer, was das Ende der Teilung Deutschlands einleitete.”
Unterschied zwischen Präteritum und Perfekt
Viele Deutschlernende fragen sich, wann sie das Präteritum und wann das Perfekt verwenden sollen. Hier sind einige grundlegende Unterschiede:
– Das Präteritum wird in der schriftlichen Sprache bevorzugt, während das Perfekt in der gesprochenen Sprache häufiger verwendet wird.
– In der gesprochenen Sprache wird das Präteritum hauptsächlich für die Verben „sein“, „haben“, „werden“ und die Modalverben verwendet.
– Das Perfekt wird verwendet, um abgeschlossene Handlungen in der Vergangenheit zu beschreiben, die einen Bezug zur Gegenwart haben.
Beispiel für Präteritum:
“Ich ging gestern ins Kino.”
Beispiel für Perfekt:
“Ich bin gestern ins Kino gegangen.”
Besondere Verben im Präteritum
Einige Verben verhalten sich im Präteritum besonders und verdienen daher besondere Aufmerksamkeit. Dazu gehören:
Modalverben
Modalverben wie „können“, „müssen“, „dürfen“, „sollen“, „wollen“ und „mögen“ haben im Präteritum eigene Formen:
– können (ich konnte, du konntest, er/sie/es konnte, wir konnten, ihr konntet, sie/Sie konnten)
– müssen (ich musste, du musstest, er/sie/es musste, wir mussten, ihr musstet, sie/Sie mussten)
– dürfen (ich durfte, du durftest, er/sie/es durfte, wir durften, ihr durftet, sie/Sie durften)
– sollen (ich sollte, du solltest, er/sie/es sollte, wir sollten, ihr solltet, sie/Sie sollten)
– wollen (ich wollte, du wolltest, er/sie/es wollte, wir wollten, ihr wolltet, sie/Sie wollten)
– mögen (ich mochte, du mochtest, er/sie/es mochte, wir mochten, ihr mochtet, sie/Sie mochten)
Trennbare Verben
Bei trennbaren Verben wird das Präfix im Präteritum nicht abgetrennt. Das Verb wird als ein Ganzes konjugiert.
Beispiel:
– anrufen (ich rief an, du riefst an, er/sie/es rief an, wir riefen an, ihr rieft an, sie/Sie riefen an)
Unregelmäßige Verben
Einige Verben sind unregelmäßig und haben besondere Präteritumformen, die man auswendig lernen muss. Diese Verben sind oft sehr gebräuchlich und es lohnt sich, sie zu kennen.
Beispiel:
– bringen (ich brachte, du brachtest, er/sie/es brachte, wir brachten, ihr brachtet, sie/Sie brachten)
– denken (ich dachte, du dachtest, er/sie/es dachte, wir dachten, ihr dachtet, sie/Sie dachten)
Tipps zum Lernen des Präteritums
Das Erlernen des Präteritums kann eine Herausforderung sein, aber mit den richtigen Strategien und etwas Übung kann es gemeistert werden. Hier sind einige Tipps:
Regelmäßiges Üben
Übung macht den Meister. Versuchen Sie, regelmäßig Texte im Präteritum zu schreiben. Das können Tagebucheinträge, kurze Geschichten oder Zusammenfassungen von Ereignissen sein.
Lesen Sie viel
Lesen Sie Bücher, Zeitungsartikel und Geschichten im Präteritum. Achten Sie darauf, wie das Präteritum in verschiedenen Kontexten verwendet wird.
Verbenlisten lernen
Erstellen Sie Listen von starken und unregelmäßigen Verben und lernen Sie deren Präteritumformen auswendig. Flashcards können dabei hilfreich sein.
Kontextbezogenes Lernen
Versuchen Sie, das Präteritum in realen Kontexten zu verwenden. Erzählen Sie Freunden oder Familie von vergangenen Erlebnissen und nutzen Sie dabei das Präteritum.
Sprachpartner und Tutorien
Suchen Sie nach Sprachpartnern oder nehmen Sie an Tutorien teil, in denen das Präteritum geübt wird. Es kann sehr hilfreich sein, das Gelernte in Gesprächen anzuwenden.
Fazit
Das Präteritum ist eine wesentliche Komponente der deutschen Sprache und spielt eine wichtige Rolle in der schriftlichen Kommunikation. Obwohl es im täglichen Sprachgebrauch oft vom Perfekt verdrängt wird, bleibt es unverzichtbar für das Verständnis und die Produktion literarischer und formeller Texte. Mit regelmäßiger Übung und den richtigen Lernstrategien kann jeder Deutschlernende die Herausforderungen des Präteritums meistern und seine Sprachfähigkeiten erheblich verbessern.